Lohnt sich die Selbstherstellung von Mittelwänden?
Rein finanziell bzw. wirtschaftlich lohnt sich das wahrscheinlich kaum, wenn man seine Arbeitszeit angemessen entlohnt sehen will. Es lohnt sich aber für Hobbyimkereien im Hinblick auf den eigenen Wachskreislauf, um seine Bienen und den eigenen Honig und letztlich damit auch die Kundschaft vor Schadstoffen zu schützen. Wir setzen daher hier bewusst eine Priorität und kaufen lieber unsere Rähmchen fertig gedrahtet, weil sich die Selbstherstellung bei Rähmchenpreisen unter einem Euro längst nicht mehr lohnt (Tätigkeitsverschiebung).
Wie kommen Schadstoffe ins Wachs?
- Wachsverfälschungen mit Paraffin oder Stearin sind wirtschaftlichen Interessen geschuldet, die aufgrund einer noch fehlenden Wachverordnung nicht einmal klar als kriminell geahndet werden können. Das Fatale ist, dass Verfälschungen schwer zu erkennen sind und selbst die Bienen Falschwachs annehmen. Bei einem Stearingehalt von ca. 7,5% stirbt dann allerdings die Brut ab, wie Dr. Klaus Wallner und sein Team von der Landesanstalt für Bienenkund der Uni Hohenheim in einer Studie 2019 herausgefunden haben (vgl. bienen&natur, 2/2021, S.22 sowie auch 2/2020 ab S.26). Die Larven schwimmen bekanntlich regelrecht im Futtersaft, das die Ammenbienen in die Zellen "spucken". Dort reichert sich offenbar der Futtersaft mit dem Schadstoff an, den die Larven dann mit dem Futtersaft aufnehmen, wie die Studie nahelegt.
- Schuld an anderen chemischen und besonders medikamentösen Verunreinigungen ist aber vor allem auch die Imkerschaft selbst: In den 80er Jahren haben wir auch noch unbedarft Imkerglobol zur Wachsmottenbekämpfung und Perizin zur winterlichen Varroabehandlung eingesetzt. Das so belastete Wachs haben wir wie die meisten Imkereien völlig unbedarft über den Wachsumtausch wieder in Umlauf gebracht. Erst ein ökologisches Umdenken führte dazu, dass wir heute nur noch organische Säuren zur Bekämpfung der Wachsmotte und der Varroa einsetzen sowie unser eigenes Bienenwachs in unserer Familienimkerei recyclen.
- Der Eintrag von Pflanzenschutzmitteln aus der Landwirtschaft über die Sammelbienen spielt hingegen eine kaum messbare Rolle. Bei Spritzmittelvergiftungen erreicht die geschädigte Sammelbiene i.d.R. erst gar nicht mehr den Bienenstock oder wird von den Wächterbienen nicht mehr eingelassen, so dass das Bienenvolk sich hier selbst schützt.
Wie kann man seine Mittelwände selbst gießen?
In nachfolgendem Film zeigen unsere Jungimker den Prozess der Mittelwandherstellung in unserer Hobbyimkerei:
Eine genauere Anleitung zum Gießen der Mittelwände findet sich auch schon auf unserer Homepage:
www.bienenfamilie.de/2019/01/05/
Abweichend von der dortigen alten Empfehlung verwenden wir allerdings als Trennmittel inzwischen keinen Alkohol mehr, weil die
Geruchsbelastung im Raum für die Kinder zu schlimm war. Wir nutzen jetzt Seifenwasser, das wir mittels flüssiger Bioseife anrühren. Gerne sind wir für weitere Vorschläge offen,
die eine leichte Mittelwandentnahme ermöglichen und zugleich keine Rückstände im oder auf dem Wachs hinterlassen. Wir freuen uns auch über einen öffentlichen Diskurs unter unserem obigen
YouTube-Film.
Tipps:
- Die Wachsblöcke sollten in handlicher Größe vorgegossen sein, um in kleinen Portionen mit kleinem Topf arbeiten zu können: Das ist energetisch sinnvoller und erleichtert Freizeitimkereien auch kurze Arbeitseinsätze nach Feierabend.
- Eine temperaturregulierte Induktionskochplatte erspart das Wasserbad bzw. erspart doppelwandige Töpfe, was ebenfalls Energie spart.
- Bei Wachsarbeiten sollte insbesondere in Familien- und Schulimkereien kein Gaskocher verwendet werden (Feuergefahr!), damit die Kinder nicht ständig streng beaufsichtigt werden müssen.
- Ein hoher Propolisanteil im Wachs erhöht die Elastizität der Mittelwand und erleichtert die bruchfreie Entnahme.
- Druckluft (Kompressor) erleichtert ebenfalls die Mittelwandentnahme.
Um die besagten handlichen Wachsblöcke aus dem eigenen Bienenwachs zu erhalten sind zwei andere Arbeitsabläufe vorausgegangen, die wir in eigenen Beiträgen vorstellen. Die Anleitungen finden sich hier:
Für (Neben)erwerbsimkereien mit größerem Bedarf an Mittelwänden wird der Aufwand mit solchem Kleingerät nicht leistbar sein. Bei entsprechend viel Eigenwachs arbeiten die beauftragten Firmen aber
dann auch das angelieferte Wachs der jeweiligen Imkerei zu deren eigenen Mittelwänden um.
Bei Völkerzahlen bis 20 oder 30 Bienenstöcken lassen sich die benötigten Mittewände aber leicht an ein paar dunklen Winterabenden oder zwei Samstagen im Jahr gießen. Die Arbeit geht zügiger
voran, wenn man sich zu zweit zuarbeitet. Das gesellige Beisammensein wird von angenehmen Wachsdüften begleitet.
vSa