Welche Futtermittel?
Bis etwa 30 Völker kann man das Zuckerwasser ganz gut selbst anrühren und ggf. technische Hilfe, wie eine Umwelzpumpe oder eine Rührmaschine zu Hilfe nehmen.
Größere Nebenerwerbsimkereien und Berufsimkereien werden meist auf Fertigfuttersirup zurückkreifen und haben auch die Räumlichkeiten, diesen sachgerecht zu lagern. Die Kleinimkerei sollte sich das aber gut überlegen: In Spättrachtgegenden kann eine Auffütterung mit Sirup auch für sie sinnvoll sein, weil er fertig invertiert ist und schnell aufgenommen wird. Die Säureinvertierung stellt aber zugleich auch ein Problem dar (s.u.), weswegen für uns als Hobby-Imkerei ohne Spättracht und entsprechend frühem Auffütterungstermin die Sirup-Alternative verworfen wird. Der Futtersirup hat auch weitere Nachteile!
Gründe, die gegen den Futtersirup sprechen:
- Vorhandenes Fertigfutter verleitet zur Überfütterung, während Haushaltszucker gezielt in der benötigten Menge angerührt wird. Überschüsse an Futtersirup, auch in Form fertiger Futterwaben, sollten aber nicht unbedarft weiter genutzt werden (vgl. Pkt. 3).
- Fertigfuttsirup muss bestellt oder im Fachgeschäft gekauft, fachgerecht gelagert und in voll abgenommener Menge noch in der gleichen Saison verbraucht werden, während Haushaltszucker jederzeit um die Ecke nachgekauft und im unangerührten Zustand quasi unbegrenzt gelagert werden kann. Durch die ständige Verfügbarkeit ergibt sich aber quasi das Lagerproblem gar nicht, das sich nur beim Futtersirup ergibt.
- Säureinvertierter Futtersirup kann vor allem bei zu warmer Lagerung die Gefahr zu hoher und damit für Bienen schädlicher HMF-Werte bergen. Man muss ihn also im kühlen Honiglager aufheben,
bald verbrauchen und sollte ggf. die nach dem Winter entnommenen Futterwaben auch nicht mehr für Jungvölker einsetzen. Bei selbst gerührtem Zuckerwasser bestehen hingen keine Bedenken! (Siehe
hierzu nachstehenden Link)
Warnung des Niedersächsischen Landesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit
Häufig wird zudem Futtersirup aus Weizen hergestellt, was u.U. marktethisch angesichts der globalen Ernährungslage problematischer ist als Futtermittel aus heimischen Zuckerrüben!
Dass der Zucker selbst angerührt wird, ist für uns in der erlebnispädagogischen Familien- und auch in der Schulimkerei eher ein Vor- als ein Nachteil. Schließlich
wollen die Kinder beteiligt sein und etwas selbst machen. Für gezielte Reizfütterungen bei Jungvölkern und Ablegern lässt sich schön auch eine etwas dünnere Zuckerlösung herstellen. Etwaiger
Räubereigefahr wird durch Fluglochverengung vorgebeugt! Preislich liegt man mit dem selbst gerührten Zucker wahrscheinlich sogar etwas günstiger. Gerade kurz vor oder zur Auffütterungszeit im
Juli gibt es bei den Discountern meist die praktischen 2kg-Päckchen im Angebot.
Wann wird gefüttert?
Wer mehrere Völker zeitgleich aufzufüttern hat, füttert immer abends, damit keine unnötige Unruhe entsteht: Denn die Bienen schwirren direkt los um die Umgegend nach der vermeintlichen
Trachtquelle abzusuchen und behelligen dabei auch gerne die Nachbarvölker. Bis zum nächsten Tag hat sich die erste Aufregung bereits gelegt. Bei dauerhaftem (Niesel)Regen kann man auch schon am
Tag füttern, weil dadurch auch der Flug gehemmt ist.
Wir bemühen uns in dieser trachtlosen Zeit allen Völkern direkt an dem Tag, an dem wir sie abgeschleudert haben, auch abends schon wieder die erste Futtergabe zu geben, damit sie keine Not
empfinden. Es ist für die Bienen sozusagen ein direktes Tauschgeschäft: Honig gegen Zuckerwasser. Da aber die Bienen nicht wirklich Not leiden und noch Vorräte im Brutraum haben, die wir
belassen, ist es nicht schlimm, wenn wir erst am nächsten Abend zu den Völkern kommen, wenn wir das zeitlich nicht schaffen.
Die Futtergabe erfolgt bei den Vollvölkern i.d.R. in zwei Portionen im Abstand von mindestens einer Woche und ist meist noch im Juli abgeschlossen. Aber man kann auch die Varroabehandlung mit Ameisensäure nach der ersten Auffütterung anschließen, muss dafür aber die Fluglöcher öffnen und die Leerzargen abräumen oder zumindest die Säure entsprechend höher dosieren.
Doch wollen wir nicht zu spät im August noch die Bienen mit der Futterverarbeitung zu sehr strapazieren, da sich dann bereits die Winterbienen abarbeiten könnten. In Spättrachtgegenden ist das natürlich anders, wie ich aus eigener Erfahrung weiß.
Wie wird gefüttert?
In einem anschaulichen Erklärfilm haben wir es vorgemacht und erklären auch das Mischungsverhältnis sowie das Einbringen in die Bienenvölker:
Auffütterung der Bienen (Youtube-Film)
Zur Position des Eimer bzw. der Schüssel sowie der Abdeckfolie gibt es am Ende dieses Artikels noch einen Nachtrag (s.u.)!
Wie viel wird gefüttert?
In der Regel zu viel! Dabei überwintern die Bienenvölker schlecht, wenn alle Wabenzellen zugepackt sind. Das habe ich selbst einmal bei einem überfütterten Jungvolk, das nur auf einer Zarge saß, erlebt. Das Brutnest wird ggf. zu früh eingeengt (s.u.) und die Bienentraube muss dann lange in den den vielleicht kalten Unterboden durchhängen, weil sie nicht das ganze Futter im Winter mit erwärmen kann. Wer die Wintertraube einmal genauer beobachtet, stellt fest, dass immer nur ein Teil auf dem verdeckelten Futter sitzt. Die Futterverteilung in der Traube gelingt dennoch.
Umgekehrt kommt es selten vor, dass Völker tatsächlich verhungern. Man erkennt dies im Frühjahr daran, dass die Bienen kopfüber in den Zellen stecken. Wenn Ende Dezember die Tage bereits wieder länger werden, fangen manche Völker bereits wieder mit dem Brutgeschäft an und nicht jede Königin passt ihre Legeleistung den örtlichen Verhältnissen an. Bei großem Brutnest zehrt das Volk ungemein und muss auch das Brutnest wärmen. Bei Kälteeinbrüchen bleiben die Bienen treu auf der Brut und der Kontakt zu weiter entfernten Futterwaben reißt ab. So dass man verhungerte Bienen in der Beute findet, obwohl am anderen Ende vielleicht noch Futter hängt.
Daher ist es wichtig, dass man mit einer für das jeweilige Klima angepassten Biene imkert. Auch für die Varroa-Bekämpfung sind wirkliche Brutpausen im Winter wichtig! Weil die Italiener-Biene heute global weit verbreitet ist, z.T. auch in gezielter Kreuzungszucht, sind wir von diesem Ziel eher weit entfernt.
Unsere Bienen sind vor allem auf Friedfertigkeit gezüchtet und kennen unser Nordseeklima! Wir füttern i.d.R. pro Volk 14 kg Haushaltszucker mit 10 Liter Wasser auf (in zwei Portionen à 7 kg) und müssen meist im Frühjahr vor der Honigraumgabe noch Überschüsse entnehmen. Allerdings belassen wir den Bienen auch Eigenvorräte im doppelzargigen Brutraum und haben durch gezielte Anpflanzungen von Frühblühern, vor allem Weide, dafür gesorgt, dass im Frühjahr gleich wieder Naturfutter zur Verfügung steht.
Ableger
Auch die Ableger und Kleinvölker erhalten wahrscheinlich annähernd viel. Nur ist dies über den ganzen Sommer in kleine Portionen verteilt, meist dünner angerührt und keiner zählt das nach: Zur Schwarmzeit werden im Mai und Juni den großen Völkern jeweils ein oder zwei gedeckelte Brutwaben und Bienen entnommen und damit auch Ein- oder Zweiwabenableger gebildet, die im Idealfall eine schlupfreife Weiselzelle aus einer unserer Zuchtserien erhalten. Mittels Futtertaschen, eingestellten Schälchen oder aufgesetzten Futtergläsern wird immer so viel gefüttert, dass Bautrieb und Legeleistung in Schwung bleiben und die Völkchen entwickeln sich meist prächtig und zeigen auch gute Begattungserfolge. Auch konnte ich beobachten, dass eine begattete Königin trotz beigehängter Futterwabe erst mit dem Legen begann, als gefüttert wurde. Es besteht aber auch hier die Gefahr, zu viel zu füttern: Dann hat die Königin keinen Platz um Eier zu legen und das Brutnest wird zu früh eingeschnürt. Man muss dann zumindest rechtzeitig durch das Zuhängen von Waben oder Mittelwänden erweitern. Um einwinterungsfähig zu sein, müssen die Ableger mindestens fünf DNM-Waben besetzen. Man kann die Völkchen dann im Frühjahr zur Vereinigung und Beweiselung bei einem Altvolk nutzen, dessen Königin zuvor auch noch ein Brutnest anlegen konnte. Etliche Ableger werden aber schon im Spätsommer aufgelöst bzw. zur Beweiselung eines Altvolkes gebraucht und dort ggf. samt Wabenwerk zugesetzt, weshalb dann die Auffütterung nicht so wichtig ist. Andere werden rechtzeitig an Jungimker abgegeben, die sich selbst um die Auffütterung kümmern.
Gewichtsprüfung im August
Um sicher zu gehen, dass jedes Volk genug hat, kann man die Völker durch Anheben bzw. Ankippen im August einer Gewichtsprüfung unterziehen, wobei man schnell merkt, wenn ein Volk deutlich leichter ist. Da muss man dann den Ursachen nachgehen: Vielleicht ist das Volk weisellos, vielleicht ist still geräubert worden, vielleicht hat das Volk schlicht viel Futter in Brut umgesetzt, vielleicht ist aber auch schon bei der Auffütterung etwas schief gelaufen, weil der Eimer auslief oder ein Volk schlicht nur noch eine halbe Portion abbekam, weil das Nachfüllfass zur Neige ging. Da kann auch in einer Familienimkerei etwas schief gehen. Im August und September kann man bei Bedarf noch nachfüttern, muss aber besonders auf Räuberei achten, wenn man nur einzelne Völker füttert (Fluglöcher verengen)!
Ein genaues Nachwiegen der Völker kann man sich mit etwas Erfahrung sparen: Es reichen die Vergleiche mit den Nachbarvölkern. Beim genauen Wiegen benötigt man nämlich sonst Kenntnisse über das Leergewicht der jeweiligen Beute, muss das Eigengewicht des Volkes sowie die Pollenvorräte berücksichtigen u.a.m. Das macht die Sache schwierig: Wer misst, misst Mist: Die Rähmchen verschieder Ausführung und Hersteller sind unterschiedlich schwer, mehrfach bebrütete Waben sind schwerer als zum Vergleich herangezogene Jungfernwaben, die Völker haben unterschiedlich große Pollenvorräte, die nicht mitgezählt werden können, und vor allem können selbst gebastelte Beuten deutliche Gewichtsunterschiede aufweisen.
Futterkontrolle im Dezember
Eine zweite Futterkontrolle erfolgt bei der Oxalsäure-Behandlung im Dezember: In der Regel reicht ein Blick in die Wabengassen um abzuschätzen, wie es mit den Futtervorräten bestellt ist. Auch kann man jederzeit durch Ankippen die Gewichte kontrollieren. Sollte tatsächlich z.B. durch frühen Bruteinschlag bei einem Volk der Vorrat knapp werden (s.o.) oder weil ein Volk durch andere Tiere in der Winterruhe gestört wurde, so lässt sich leicht im Winter oder auch noch im Frühjahr, wenn der Bedarf noch eher auftreten könnte, bei einem Volk, das reichlich hat, eine Randwabe entnehmen und dem Notleidenden beihängen. Denn "wer zwei Röcke hat, der gebe dem, der keinen hat; und wer Speise hat, der tue also" (Lk. 3,11). Eine Notfütterung durch Zuckerwasser im Frühjar erübrigt sich insofern.
Weitere wichtige Hinweise bietet euch obiger Youtube-Film. Dort könnt ihr mir auch gerne eure Erfahrungen zu dem Thema der Auffütterung und wie viel ihr füttert in die Kommentare schreiben. Außerdem empfehle ich euch meinen früheren Artikel, in dem ich auch noch ausführlicher auf die Entwicklung der Bienenrassen in Deutschland und die einhergende Futtervermehrung eingehe. Dort erfahrt ihr auch noch etwas über die Verwendung von Futterzargen sowie die Herstellung von Futterteig:
Winterfutter: Wovon leben die
Bienen im Winter?
Position von Eimer und Folie (Nachtrag am 31.07.2020):
Viele ziehen die Folie einfach nur ein Stück zurück oder schlagen sie um, bevor der Futtereimer aufgesetzt wird. Wenn man mit dem Vakuum-Eimer (umgestülpt über Lochdeckel) füttert, muss man die Folie aber ohnehin ganz nach oben legen und so handhaben wir es auch bei der Kletter-Methode des richtig herum aufgestellten Futtereimers.
Die Gründe:
- So können die Bienen den Weg zum Futter frei wählen und rundherum ans Futtergefäß kommen, was die Abnahme erleichtert. Insbesondere auch deshalb, weil sich die etwas durchhängende und meist bereits von Bienen bewachste Folie oben auf die Äste legt und die Bienen so über "das Dach" leicht mit ihrer Futterlast entkommen. Sonst bliebe dort oft eine Lücke zwischen Astende und nacktem Deckel, die die Bienen nicht überbrücken können und sie müssten die Wege ausschließlich über den Rand des Eimers umständlich suchen.
- Die Deckelinnenseite bleibt so auch von Wachsanbauten verschont, was bei der Fütterung sonst vorkommen kann. Auch haben wir etliche Deckel mit Holzfaserplatte, die besonders empfindlich sind.
- Wer den Eimer direkt auf die Folie stellt, muss aufpassen, keine Bienen zu quetschen: Die Wachsbrücken unter der Follie können, je nachdem, wie frisch und viel sie sind, dem schweren Eimer oft nicht standhalten und die dort befindlichen Bienen findet man nach der Fütterung platt zwischen Folie und Rähmchen. Wenn man die Folie abhebt und mit Rauch die Bienen zurückdrängt, wie im Film beschrieben, passiert das nicht.
- Die nach unserem Vorschlag nach oben unter den Deckel verlegte Folie erleichtert jederzeit die Kontrolle der Futterabnahme und ein Nachfüllen ohne Räubereigefahr: Man braucht nur einen Folienrand leicht anzuheben und mit Gießkanne oder Auslaufhahn des Fasses nachfüllen, ohne das Magazin für umherschwirrende Bienen ganz freilegen zu müssen.
Das Gegenargument, dass die Folie die Wärme zurückhalten soll, lassen wir bestenfalls bedingt gelten. Das würde nämlich heißen, dass der obere Raum kühler ist und die Bienen ins Kalte geschickt werden um kaltes Futter zu holen. Wir füttern warm und ohnehin hat das Bienenvolk im Sommer zur Auffütterungszeit eher das umgekehrte Problem.
Wenn hingegen jemand aus welchen Gründen auch immer besonders spät auffüttert, so reiche man das Futter möglichst von unten: Es gibt auch große flache Schalen und Wannen (z.B. Pflanzschalen aus dem Gartenbaumarkt aus lebensmittelechtem PE), die in den hohen Unterboden passen. Bei unseren alten DDR-Magazin-Böden, die ich nach der Wende von meinem Cousin erbte und die bis heute auch noch im Einsatz sind (vgl. Film), lassen sich die Flugfrontbretter entfernen, um von vorne den Bodenbereich zu eröffnen, andere Beuten kann man von hinten bedienen oder muss halt die Magazine verschieben oder abheben, um unten etwas einzufüllen. Von unten - was ja auch dem natürlichen Eintrag entspricht - nehmen die Bienen das Futter offenbar in kühler Zeit noch leichter an und es muss auch kein aufgesetztes Magazin "mitgeheizt" werden.
Hier noch die wichtigsten Fütterungs-Tipps im Überblick:
- Belasst den Bienen im Brutraum eigene Honigvorräte (für Trachtlücken und auch für den Winter)!
- Rührt zur Winterfütterung lieber Zuckerwasser an, das von den Bienen selbst aufgewertet und verarbeitet wird, statt auf chemisch aufbereitetes Fertigfutter zurückzugreifen!
- Nehmt Zweige als Aufstiegshilfen in den Futtergefäßen, niemals Noppenfolie!
- Vermeidet Überfütterungen und orientiert euch an den tatsächlichen Bedarfs-/Erfahrungswerten eurer Bienen in eurer Region.
- Haltet Bienen, die ohne Zwischenfütterungen kleine Trachtlücken überbrücken können und zeitig auch wieder aus der Brut gehen sowie im Winter nicht durchbrüten.
- Führt Futterkontrollen nach der Auffüterung und im Winter z.B. im Zuge der Varroabehandlung durch.
- Hängt im etwaigen Notfall im Winter oder Frühjar lieber Futterwaben aus dem Überfluss eines anderen Volkes um, statt abenteuerliche Notfütterungen zu starten.
- Nehmt, falls trotz der Brutraumvorräte während der Honigsaison einmal Zwischenfütterungen notwendig werden sollten, nur eigenen Honig, niemals Futtersirup.
- Pflanzt gezielt Frühblüher an eurem Bienenstand bzw. dem Winterstandort eurer Bienen an: Es gibt nebst Pollen spendenden Weiden auch welche, die besonders Nektar spenden.
- Entnehmt rechtzeitig überschüssiges Winterfutter und ritzt die Futterkränze über der Brut mit dem Stockmeißel auf.
vSa