Die Frage des Wassergehaltes
Die Tracht geht zu Ende, die Linden in unserer Straße sind verblüht, der Schleuderraum geputzt und die Gerätschaften gespült und trotzdem heißt es warten, weil der Wassergehalt im Honig noch zu hoch ist. Nach den Qualitätskriterien des Deutschen Imkerbundes dürfen maximal 18 % Wasser im Honig enthalten sein! Unser Ziel ist es, diesen Wert noch zu unterbieten.
Erfahrungsgemäß endet bei uns die Tracht Anfang Juli und ab dem 10. Juli wird der Schleudertermin gesucht. Auch dieses Jahr sind die meisten Drohnen bereits aus den Völkern vertrieben und die Völker verlieren zumindest laut der Stockwaage in Emden an Gewicht. Dennoch sollte man den Völkern genügend Zeit lassen, um die Reifung des Honigs zu vervollkommnen, auch wenn man unterm Strich dann weniger erntet. Qualität geht vor.
Die Zeit drängt, weil man noch in Urlaub fahren und die Varroabehandlung mit Ameisensäure beginnen will. Da ist man vielleicht versucht, den Honig zu früh zu ernten. Mit der Spritzprobe kann man
den Reifegrad des Honigs leicht herausfinden.
Die Spritzprüfung mit einer Honigwabe
Den genauen Wassergehalt kann man mit dem Refraktometer messen. In der Regel reicht aber bereits die Überprüfung der Randwaben im Honigraum mittels Spritzprobe: Dort findet sich der zuletzt eingetragene Nektar.
Joel zeigt euch hier im Video, wie es geht:
Im nachstehenden kurzen Filmchen sieht man es noch besser:
Beide Filme sind am Montag, den 13. Juli 2020 aufgenommen worden.
Reifezeit
Der Honig bleibt einfach noch einige Tage im Volk, um voll zu reifen und zu trocknen. Die Bienen verarbeiten ihn, tragen ihn nach und nach enger zusammen und deckeln ihn. Ein Wochenende später hat man dann hoffentlich mehr Glück und kann schönen reifen Honig ernten. Das ist allemal besser, als später gärigen Honig im Fass zu haben.
Ursachen und Tricks
Die richtige Tageszeit wählen: Morgens nach einer hoffentlich trockenen Nacht findet sich kaum frischer Nektar im Volk. Die Sammelbienen sind noch nicht von ihren Flügen zurück und über Nacht konnte vorher Eingetragenes bereits weitgehend getrocknet werden. Das ist aber gerade bei den feuchten Nächten in Ostfriesland und unserer hohen Luftfeuchtigkeit keinesfalls garantiert: Die Messungen an unserer Schul-Stockwaage zeigen nachts oft weit über 90% Luftfeuchtigkeit, wie ihr selbst auf dem entsprechenden Link dieser Homepage sehen könnt. Wenn dann noch die Bodenschieber offen bleiben und die Völker über offenen Lüftungsgittern sitzen, klappt die Feuchtigkeitsregulierung meiner Ansicht nach noch schlechter, weil die Bienen das kaum steuern können.
Regentage abwarten: Bei anhaltender Tracht können Regentage durchaus helfen, dass der vorher eingetragene Nektar eingedickt wird. Wenn es aber Tag und Nacht durchregnet und permanent hohe Luftfeuchtigkeit vorherrscht, ist das keinesfalls gesagt. Besser sind trockene Tage bei abeschlossener Tracht. Daher sind Trachtbeobachtungen und Erfahrungswerte wichtig.
Wenn zu wenig freier Platz im Volk ist und keine Zellen zum Umtragen zur Verfügung stehen, fällt es den Bienen schwerer, den Honig zu trocknen. Aber die Waben müssen auch gut mit Bienen besetzt sein, damit die Verarbeitung klappt: Daher sollte man ggf. eher ein paar bereits gedeckelte Waben gegen Leerwaben tauschen, bevor man gleich einen zweiten Honigraum aufsetzt.
Flugloch beim Honigraum: Früher hatten die Beuten oft ein zweites bodenfernes Flugloch im Honigraum, über das die Bienen die Feuchtigkeit noch besser regulieren konnten und dort auch ein- und ausflogen. Unsere selbst gebauten Holzbeuten haben ein solches Flugloch im Deckel, das geöffnet werden kann:
Anleitung zum Beutenbau mit einfachen Mitteln
Ich selbst habe in den 80er Jahren noch mit Blätterstöcken geimkert, die ein Honigraum-Flugloch hatten.
Exkurs: Damals hängte man auch regelmäßig Brutwaben von unten über das Absperrgitter um, wodurch der Honigraum besser angenommen wurde. Die so nach oben gelangten Drohnen konnten durchs obere Flugloch leicht abfliegen. Heute hängt man keine Waben mehr um: Zum einen macht das viel Mühe und bei zweizargigen Bruträumen ist das auch platzmäßig nicht mehr nötig. Man gibt auch vor, dass der Honig so nicht mehr mit bereits bebrüteten Waben in Kontakt komme, was hygienischer sei. Das stimmt so aber nicht: Der Nektar wird, wie bereits beschrieben, im Stock mehrfach umgetragen und bei den heutigen Beuten auch zunächst im Brutraum(!) zwischengelagert. Bevor er im Honigraum ankommt, kann der Honig bzw. noch frische Nektar zuvor also durchaus in ehemaligen Brutzellen gelagert haben, was aber überhaupt nicht schlimm ist: Die schlüpfenden Bienen hinterlassen Häutchen, mit denen die Zellen frisch versiegelt werden. Die Lagerung des Honigs in reinen unbebrüteten Wachswaben kann hingegen Gefahren bergen, wenn die Imkerei keinen eigenen Wachskreislauf unterhält und Mittelwände aus Fremdwachs zukauft: Das Wachs nimmt Fremdstoffe, etwa Medikamentenrückstände, auf und gibt diese auch wieder ab. Auch deshalb unterziehen wir uns der Mühe, unser Bienenwachs selbst zu Mittelwänden für den Wabenbau zu verarbeiten.
Wachsverarbeitung: Anleitung zum Mittelwandgießen
Was tun, wenn man trotzdem abschleudern muss?
Wenn man gezwungen ist, zu schleudern, weil die Zeit drängt, so kann man die Waben mit dem unreifen Honig im Volk (Brutraum) belassen und auf deren Ernte verzichten oder aber gesammelt einem Volk, das noch nicht aufgefüttert wird, zur Reifung überlassen. Da man aber immer alle Völker eines Standes gleichzeitig auffüttern soll, um die Räuberei zu vermeiden, ist das schwierig und umständlich: Man müsste die tropfenden Waben bienenfrei machen und transportieren.
Ausblick: Das Honigschleudern
Wer schon so weit ist und erntereifen Honig in den Waben hat, findet hier Hinweise zum Honigschleudern:
Honigernte: Erklärungen und Dokumentation aus dem Jahr 2018
vSa