Hoffen auf die Linde
Das Frühjahr war trocken und die beschriebenen Pflanzen der Blühfelder, die unser Landwirt als Zwischenfrucht angebaut hatte, ließen bisweilen mächtig die Köpfe hängen. Entsprechend verhalten war auch die erste Honigernte an Pfingsten (1. Juni). Auch im Raps soll es nicht besser gewesen sein, wie mir berichtet wurde, so dass wir nicht traurig sind, dieses Jahr nicht in den Raps gewandert zu sein. Die Linde, auf die wir nun hoffen, bildet bei uns meist die Haupttracht: Sie ist dieses Jahr am 19./20. Juni erblüht und damit nur ein bis zwei Tage später als voriges Jahr. Erfahrungsgemäß endet die Tracht Anfang Juli. Die Drohnenschlacht beginnt meist pünktlich am 1. Juli und um den 10. Juli, wenn der Honig reif und gedeckelt ist, wird abgeschleudert und auch sofort aufgefüttert.
Trachtlücke
Die Rosskastanien, die im Mai blühten, konnten die Völker wenigstens noch selbst ernähren. Aber schon seit Ende Mai herrscht Trachtmangel. Die Stöcke werden täglich leichter. In einigen Völkern habe ich zur Überbrückung der Trachtlücke sogar wieder Futterwaben zuhängen müssen, obwohl wir beim Schleudern die Randwaben im Honigraum belassen: Aber stark brütende Völker haben z.Z. einen enormen Eigenbedarf.
Brombeere
In der Stadt (Emden) erblühte die Brombeere bereits in der letzten Maiwoche, während sie bei uns auf dem Lande erst eine Woche später, in der ersten Juniwoche erblühte: Sie wurde beiderorts gut beflogen, brachte aber bisher wenig Nektar. An den beige-grauen Pollenzellen der Waben und den Höschen der Bienen kann man aber sehen, dass der Pollenertrag der noch immer blühenden Brombeere recht gut gelingt, während der Nektarertrag an trockenen Tagen schwierig scheint.
Himbeere
Parallel blüht in den Gärten und den wilden Wiesenrändern noch ein anderes Dornengestrüpp, das uns auch bald mit seinen Früchten erfreuen wird: Die Himbeere (s.u.) ist bei uns im Garten schon fast gänzlich verblüht. Es gibt aber auch spätere Sorten.
Bilddokumentation vom 20./21. Juni:
Bild 1: Die Himbeeren zeigen zur Sonnenwende schon guten Fruchtansatz.
Bild 2: Die meisten Blüten der großen Linde sind noch geschlossen. Das große Fressen kommt noch!
Bild 3: Die Eisheiligen haben Frostschäden an unserer Esskastanie hinterlassen. Die Blütenspitzen sind verfroren. Während in der Pfalz die Esskastanien bereits in voller blühte stehen, tut sich hier noch nichts!
Bild 4: Auch unsere Kiwi zeigt Frostschäden. Die Pflanzen konnten sich zwar teilweise erholen, aber die Blütenpracht fällt dieses Jahr spärlicher aus. Die ersten Kiwi-Blüten zeigten sich bei uns am 14. Juni. und am 23. waren alle bereits wieder verblüht.
Fingerhut: Gift- oder Trachtpflanze?
Die große Ansammlung der hübschen Fingerhutpflanzen auf etwa einem Hektar und nur wenige hundert Meter von unserem Bienenstand entfernt ließ uns vergeblich hoffen: Auch hier war kein Bienenbrummen zu vernehmen.
In Günter Pritschs Buch "Bienenweide" (Stuttgart 2007) wird auf S. 132 der Honigertrag für den Roten Fingerhut (digitalis purpurea) mit 180 bis 200 kg/ha angegeben.
Maurizio und Schaper beschreiben jedoch in ihrem Trachtpflanzenbuch (München 1994(4)) auf S. 70, dass der Nektar des Fingerhuts am Ende der "engen Kronröhren" lediglich für die kräftigeren und langrüsseligen Hummeln erreichbar sei. So konnten auch wir keine Bienen an den Fingerhutblüten entdecken und brauchen uns somit auch keine Gedanken zu machen, ob der Honig von einer Gift- und Heilpflanze überhaupt verzehrbar wäre.
In der alten Naturheilkunde wurden bekanntlich aus den Fingerhutpflanzen Herzmittel hergestellt. Heute ist sie mehr eine lange blühende Zierpflanze, deren Einzelblüten an der großen Kerze von unten nach oben immer weiter erblühen, so dass die einzelne Pflanze über Wochen Freude bereitet. Auch zeigt sich hier wieder schön, dass unterschiedliche Insekten an unterschiedlichen Blüten naschen und die Konkurrenzgefahr gering ist.
vSa