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Schwarmkontrolle

Bienenstand im Raps: Reichhaltiges Pollenangebot, schnelle Volksentwicklung - Auch die Jungvölker aus dem Vorjahr müssen zeitig erweitert werden!
Bienenstand im Raps: Reichhaltiges Pollenangebot, schnelle Volksentwicklung - Auch die Jungvölker aus dem Vorjahr müssen zeitig erweitert werden!

Platz schaffen und bauen lassen!

Vorbeugen ist auch in der Schwarmlenkung besser als heilen:

  • schwarmträge Bienen halten, nicht unbedingt mit Schwarmzellen nachziehen!
  • junge, legestarke Königinnen
  • viel Platz im Brutraum (s.u.), rechtzeitig erweitern
  • rechtzeitig Honigräume aufsetzen (bei zwei Bruträumen, wenn der zweite Brutraum besetzt ist, aber die Beute noch nicht überquillt)
  • Mittelwände zum Ausbau bieten (Honigraum ganz oder mindestens hälftig mit Mittelwänden bestücken)
  • Bau- bzw. Drohnenrahmen geben und nach Deckelung tauschen (zur Varroadezimierung)
16.5.19: Nach langer Kälte erste Schwarmkontrolle. Doch die kommt hier zu spät. Die Jungköniginnen sind bereits geschlüpft oder nutzen die Unruhe des Stocköffnens, um just in dem Moment zu schlüpfen.
16.5.19: Nach langer Kälte erste Schwarmkontrolle. Doch die kommt hier zu spät. Die Jungköniginnen sind bereits geschlüpft oder nutzen die Unruhe des Stocköffnens, um just in dem Moment zu schlüpfen.

Kippkontrolle

 Zwei Bruträume haben den Vorteil,  dass man einen schnellen Blick zwischen die Zargen wagen kann: Etwas Rauch drängt die Bienen zurück und erleichtert den Blick von unten in die obere Zarge. Wenn Schwarmstimmung herrscht, entdeckt man hier leicht die Schwarmzellen zwischen den Unterträgern. Unbestiftete Spielnäpfe mahnen zur Wachsamkeit, Zellen mit Eiern oder Larven erfordern sofortiges Handeln.

Wer mit einem Brutraum imkert (s.u.) oder z.B. im Bienenhaus nicht kippen kann, weil die Zargen sonst an die Wand anstoßen, zieht den Baurahmen: Dort sieht man (wie früher im Schaufenster der Hinterbehandlungsbeuten) am schnellsten den Schwarmtrieb anhand angeblasener Schwarmzellen. 

Findet man bei diesen Methoden keinerlei Schwarmzellen, erübrigt sich das aufwändige Ziehen weiterer Waben: Das Volk kann seine Ruhe schnell zurückerhalten!

Ein oder zwei Bruträume?

Früher hatten Bienenstöcke nur einen Brutraum und man hängte auch Brutwaben in den Honigraum um, damit wieder Platz im Brutraum entsteht und der Honigraum schnell besetzt und angenommen wird. Auch ich habe in den 80er Jahren noch so mit Blätterstöcken gearbeitet. Dann setzte sich zumindest in der Magazinimkerei die Überzeugung mit zwei Bruträumen und auch doppelräumiger Überwinterung durch. Das machte vor allem deutlich weniger Arbeit. Heute wird wieder viel diskutiert und experimentiert, auch mit anderthalb Bruträumen bzw. entsprechend hohen Waben im Brutraum. Beim Imkern mit Kindern sind diese Waben jedoch zu unhandlich. Andererseits sind 22 Brutwaben, wie sie z.B. zwei Segeberger Magazine suggerieren, zu viel, wenn man bedenkt, dass eine Königin am Tag max. 2000 Eier legt und eine Wabenseite beim Deutsch-Normal-Maß etwa 2.800 Zellen bietet (64x44 Zellen = 2.816). Da nach 21 Tagen die Bienen schlüpfen und die Zellen wieder zur Bestiftung freigeben, könnten selbst bei einer Hochleistungskönigin, die in einer Tour durchlegt, maximal 42.000 Arbeiterinnen-Zellen gleichzeitig belegt sein, was rein rechnerisch etwa 15 Wabenseiten, also 7 bis 8 Rähmchen entspricht. Nun sind solche Rechenspiele natürlich realitätsfern, da jede Königin periodische Legepausen einlegt, auch Drohnenbau bestiftet, die Waben dicke Pollen- und Futterkränze enthalten usw. 

Unstrittig ist, dass bei zwei Bruträumen viel Honig brutnah im Brutraum (unter dem Absperrgitter) landet. Variationen sind denkbar, bei denen z.B. einräumig überwinterte Völker zur Frühtrachtnutzung zuerst den Honigraum und später einen zwischengeschobenen oder untergesetzten zweiten Brutraum erhalten. Hier muss jede Imkerei eine ihren Verhältnissen angepasste Betriebsweise finden. Bei uns sind wegen zu erwartender Trachtlücken Honigreserven im Brutraum gewünscht. Wir ernten so vielleicht weniger Honig, sparen uns aber heikle Zwischenfütterungen, die die zweite Honigernte verfälschen könnten.

Bezogen auf die Lenkung des Schwarmtriebs hat die Königin im doppelten Brutraum genügend Platz, so dass die Gefahr einer Schwarmneigung durch Knappheit an Legeplatz und Brutnestenge kaum eintreten kann. Die Ammenbienen finden i.d.R. genügend offene Brut, um ihren Futtersaft los zu werden und werden weniger schnell meutern. Dennoch kann es sein, dass der Honigraum, wenn er nur mit Mittelwänden bestückt und durch ein Absperrgitter getrennt ist, im Frühjahr bei kaltem Wetter schlecht angenommen wird und die Nektareinträge zunächst unter dem Absperrgitter landen, so dass die Bruträume regelrecht verhonigen und doch entsprechende Enge selbst bei zweizargigen Bruträumen entsteht. Daher sind Diskussionen um die Funktionalität des Absperrgitters und dessen Verzicht sowie auch um das Hochhängen von erstmalig bebrüteten Waben als Lockmittel zur Honigraumannahme noch lange nicht beendet.

Bei unseren selbst gebauten Holzmagazinen (vgl. Blogbeitrag vom 25.12.2018 hier klicken) umfasst eine Zarge 9 Rähmchen und der zweizargige Brutraum ist hinreichend groß.

Begattungskästchen aus isolierendem Styropor ermöglichen kleine Begattungseinheiten.
Begattungskästchen aus isolierendem Styropor ermöglichen kleine Begattungseinheiten.

Wenn die Kontrolle zu spät kommt...

Bis Mitte Mai (Eisheilige) war es schwierig, Völkerkontrollen durchzuführen. Als Berufstätiger kann man sich in den wenigen warmen Zeitfenstern nicht immer zu den Bienenständen begeben und Durchsichten bei zu kalter Witterung schaden mehr als sie nutzen.

Am 16. Mai stellte ich bei oben beschriebener Kippkontrolle bei einem Volk fest, dass bereits Jungköniginnen geschlüpft waren. Bei der Durchsicht sah ich auch eine Jungkönigin über die Wabe laufen, die ich samt Wabe in einen Ablegerkasten umsetzte, mit weiteren Waben verstärkte und mit zum Heimatstand nahm. Weitere Schwarmzellen im Muttervolk brach ich aus oder verwahrte sie in der Brusttasche meines Hemdes, wenn der Deckel bereits angeknappert schien. So kam es, dass noch am Bienenstand eine Königin in meiner Brusttasche schlüpfte und mir unters Hemd kroch. Ich angelte sie wieder heraus und steckte sie in einen Königinnenkäfig, mit welchem ich sie über Nacht zu Hause im Honigraum eines anderen Volkes verwahrte und mit ihr am nächsten Tag eine Begattungseinheit bildete (s. Bild), die jetzt in der Schulimkerei steht. 

Das Schwarmvolk wies keine offene Brut mehr auf und so stellte ich ihm eine Wabe mit offener Brut aus einem anderen Volk als Weiselprobe zur Verfügung, falls ich tatsächlich alle Jungköniginnen und Weiselzellen aus dem Volk entnommen hatte: So ist es dem Volk möglich, dort noch einmal Königinnen nachzuziehen.

verblühendes Rapsfeld am 20.5.19 bei Emden: In Trachtlücken steigt die Schwarmgefahr bei Bienenüberschuss auf satten Honigvorräten. Das weckt den Teilungstrieb.
verblühendes Rapsfeld am 20.5.19 bei Emden: In Trachtlücken steigt die Schwarmgefahr bei Bienenüberschuss auf satten Honigvorräten. Das weckt den Teilungstrieb.

Grundsätzlich ist aber Vorsicht mit der Verwendung von Schwarmzellen geboten, damit man nicht gerade von schwarmwütigen Völkern nachzieht und den Schwarmtrieb auf seinem Stand damit ungewollt forciert. Als Reservekönigin können sie aber übergangsweise vielleicht hilfreiche Dienst tun. Außerdem muss man genauer auf die Ursachen der Schwarmneigung schauen: War es eine alte Mutterkönigin, die vielleicht auf zu engem Raum gehalten wurde, weil das Volk nicht rechtzeitig erweitert wurde?

 

Vorsicht bei Trachtlücken!

Wenn eine Haupttracht, wie der Raps, verklingt und die Völker Müßiggang auf fetten Vorräten schieben, kann der Schwarmtrieb umso leichter erwachen. Nach Möglichkeit sollte alsbald geschleudert und in eine Anschlusstracht gewandert werden. Da wir keine Fernwanderungen durchführen, kommt für uns bis zur Lindenblüte in der zweiten Junihälfte noch eine Durststrecke zu, die die Völkerführung nicht einfach macht.

vSa