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Kalkbrut: Bienenkrankheiten erkennen und therapieren

Kalkbrutmumien am Flugloch Anfang April: Das Volk versucht die Seuche herauszuschaffen.
Kalkbrutmumien am Flugloch Anfang April: Das Volk versucht die Seuche herauszuschaffen.

Kalkbrut gleich Kaltbrut

Diese alte Imkerweisheit hat sich wieder einmal bewahrheitet: Dieser brutfreudige Ableger konnte seine Brutwaben in kalten Nächten nicht warm halten. Beim Bodenschieber der Windeleinlage fehlte die Abschlussleiste, so dass der West-Wind von unten ins Volk wehen konnte. Der Ableger war spät im letzten Sommer in eine neue Holzbeute gesetzt worden, deren Fugen und ritzen er nicht mehr voll verkitten konnte. Zudem stand der Ableger am Boden und nicht auf einem erhöhten Ständer und außerdem noch an der Nordseite des Wohnhauses, dessen Schatten die noch niedrig stehende Sonne über viele Stunden des Tages vom Volk fernhielt und die nass geregneten Holzwände der Beute schlecht trocknen ließ. Insgesamt also recht ungünstige Bedingungen für die sich mühenden Pflege- und Heizerbienen.

Die Kalkbrut ist eine Pilzerkrankung der Brut, die nicht meldepflichtig ist. Das Volk muss warm und eng gehalten werden. Die Bienen entfernen die befallene Brut und man findet sie auf dem Bodenbrett und vor dem Volk.

Mülldiagnose auf dem Bodenschieber ("Windel"): neben den gelben Pollen finden sich auch weiße und grau-schwarze Brutklumpen, die den Pilzbefall belegen.
Mülldiagnose auf dem Bodenschieber ("Windel"): neben den gelben Pollen finden sich auch weiße und grau-schwarze Brutklumpen, die den Pilzbefall belegen.

Vorbeugen ist besser als Heilen

Hinterher ist man immer schlauer: Dieses Völkchen hatte ich auch durch Aufritzen der Futterkränze zum schnellen Brüten animiert (vgl. Beitrag vom 17.2.19). Was die Völker in isolierten Styroporbeuten und an geschützen Standorten gut verkrafteten, könnte hier mit eine Ursache für den Ausbruch der Brutkrankheit gewesen sein.

 

Die gezogene Bodeneinlage bestätigt die Beobachtung, die man bereits am Flugloch machen konnte: Auch auf der "Windel" unter dem Lüftungsgitter des Bodens finden sich pilzbefallene Brutteile, die von den Bienen bereits aus den Zellen gezerrt wurden und durchs Gitter nach unten durchfielen.

 

Das Gelbe sind durchs Gitter gefallene Pollen und außerdem sieht man viele abgeraspelte Brutzellendeckel, die auf eine insgesamt rege Bruttätigkeit schließen lassen.

Kalkbrutmumien auf dem Lüftungs- bzw. Varroagitter des Bodens. Der darunter befindliche Bodenschieber ist bereits gereinigt.
Kalkbrutmumien auf dem Lüftungs- bzw. Varroagitter des Bodens. Der darunter befindliche Bodenschieber ist bereits gereinigt.

Therapievorschläge

Bei etlichen Völkern habe ich dieses Jahr Kalkbrutmumien entdeckt, aber keines war so stark befallen wie dieses. Der Erreger ist quasi omnipräsent und in aller Regel können intakte Völker in gut isolierten Beuten bzw. unter guten Standortbedingungen durch ihr regulierendes Verhalten (Wärmen des Brutnestes und Ausräumen befallener Brut) sich selbst heilen. Wenn der Befall bereits so stark wie hier ist, muss man handeln: Ich wollte das Volk dennoch nicht aufgeben, zumal die Brutwaben schon relativ geräumt aussahen. Ich habe den Bodenschieber und das Bodenbrett gereinigt, den Ableger eng gehalten (noch nicht erweitert), auf einen Wanderbock hoch gestellt (weg vom kalten Boden) und mit in den Raps genommen: Eine Massentracht mit gutem Futterstrom erleichtert das generative Verhalten. Außerdem soll dann bald eine neue Königin eingeweiselt werden, in der Hoffnung, dass das Putzverhalten im Erbgut einer neuen Königin vielleicht noch besser verankert ist. Weitere Möglichkeiten wären das Umsetzen in eine gut isolierte Styroporbeute sowie das Besprühen der Brut mit Zuckerwasser, um das Putzen anzuregen. Wenn es das erweiterte Brutnest zulässt, sollen die befallenen Waben bald ausgesondert werden, um den Sporendruck zu reduzieren.

vSa

Nachtrag: Hier noch ein Filmchen zur gründlichen Sanierung durch die Entfernung aller alten Waben, nachdem die Brut geschlüpft ist. Die Königin muss drei Wochen vorher in eine neue Zarge, die durch ein Absperrgitter von der alten getrennt ist, umgesetzt werden. Bei guter Tracht setzt man die neue Zarge besser nach oben, damit der Honig gleich in den neuen Waben landet, ansonsten (bei Trachtlosigkeit) kommt die neue Zarge mit der Königin nach unten.

vSa