Wanderplatz mit Hindernissen
Nachdem uns unser Landwirt, bei dem wir in den letzten Jahren mit unseren Bienen im Raps standen, abgesagt hatte, weil sein Raps aufgrund der großen Trockenheit nicht aufgegangen war, haben wir schließlich über den Wanderwart des Emder Vereins doch noch einen Stellplatz im Raps vermittelt bekommen. Er liegt etwa 40 Auto-km von unserem Heimatstand Richtung Nordsee, so dass wir unserem Grundsatz, den Bienen keine Fernwanderungen zuzumuten, treu bleiben konnten. Einen Teil der Völker haben wir zur Bestäubung der eigenen Obstbäume zu Hause gelassen sowie auch fünf Völker an einem gut gelegenen Außenstand unverstellt bleiben.
Wandergenehmigung
In Deutschland geht nichts ohne amtliche Dokumente. Am Samstag, den 6. April, lag die Wandergenehmigung vom Landkreis Aurich im Briefkasten und am Montag, den 8. April, ging es los. Doch wie kommt man zur Genehmigung? Mit dem Untersuchungsbefund des Seuchenwarts beantragt man beim örtlichen Veterinäramt (in unserem Fall beim Landkreis Leer) ein Gesundheitszeugnis für die eigenen Bienenvölker, das man gegen eine Gebühr von 20 € ausgestellt bekommt. Dieses Gesundheitszeugnis benötigt man auch, wenn man Bienenvölker verkauft. Da wir auch dieses Frühjahr wieder Bienen verkauft haben, benötigen wir das Gesundheitszeugnis ohnehin und geben es auch ungefragt dem Käufer als Kopie mit. Das Original haben wir nun dem Wanderwart zusammen mit einer ausgefüllten "Wanderkarte" zugeschickt. Die Wanderkarte erhält man z.B. über den eigenen Verein und muss mit allen möglichen Angaben zum Wanderplatz und zum Zeitraum der Wanderung ausgefüllt werden. Der Wanderwart füllt das Dokument weiter aus, unterschreibt und stempelt es, bevor er die Durchschläge an seine Veterinärbehörde weiterleitet. Diese prüft und unterschreibt und stempelt erneut und leitet wieder einen Durchschlag auf dem Postweg an uns als Antragsteller zurück. Wenn kein Sachbearbeiter erkrankt oder beurlaubt ist, klappt das in der Regel auch recht gut. Allerdings habe ich es auch schon erlebt, dass die Wandergenehmigung erst kam, als das Feld schon fast verblüht war. Die Wandergenehmigung muss am Wanderstand gut sichtbar angebracht sein. Dort ist auch die Adresse und Telefonnummer des Imkers gut lesbar vermerkt, so dass man informiert werden kann, wenn z.B. aufmerksame Spaziergänger Vandalismus, umgestürzte Bienenkästen oder Ähnliches beobachten.
Transportvorbereitungen
Vor Beginn des Bienenflugs müssen die Fluglöcher verschlossen und die Bodenschieber entfernt werden, damit die Bienenvölker durch das Lüftungsgitter von unten Luft bekommen. Um 6.30 Uhr bin ich dann schnell von Volk zu Volk gelaufen und die Sache war in ein paar Minuten erledigt, da wir grundsätzlich alle Bodenbretter mit klappbaren Flugbrettern ausgestattet haben, die die Flugschlitze beim Hochklappen sicher verschließen. Der elenden Hantiererei mit Schaumstoffstreifen, die man umständlich in die Flugschlitze stopfen muss und denen man bei unserem Wind ständig hinterherrennen kann, haben wir längst den Rücken gekehrt.
Dann sind wir schnell zum Außenstand gefahren und haben auch dort die Völker verschlossen, da das Verladen der Bienen doch länger dauern kann und man sich leicht in der Zeit verschätzt. Dann kann es passieren, dass die Bienen schon fliegen, wenn man zum Verladen erscheint. Wer sicher gehen will, kann auch schon am Abend vor der Wanderung nach der Beendigung des Bienenflugs die Flugbretter hochklappen. Aber bitte nie vergessen, auch die Lüftungsgitter freizulegen, da sonst ein Volk verbrausen kann!
Die Völker werden so auf dem Hänger ausgerichtet, dass die Wabengassen mit der Fahrtrichtung verlaufen. Im Kaltbau zeigen die Fluglöcher also nach vorne oder hinten. Das Wabenwerk kann beim Bremsen dann nicht schlagen. Wenn man in den letzten Tagen nicht mehr an den Völkern war und die Waben alle wieder gut verkittet sind, ist das vielleicht nicht ganz so entscheidend.
Wichtig ist dann aber die Transportsicherung mit Gurten auf dem Hänger. Das gilt auch für Hänger mit Spriegel und Plane. Jedes Volk ist ohnehin mit einem Gurt verschlossen, der auch bei der Freiaufstellung am Volk verbleibt. Wir umgurten Beuten eines Typs in der Reihe auch waagrecht zu Batterien auf dem Anhänger zusammen, die dann wiederum fest mit dem Hänger verzurrt werden (vgl. Bilder). Ich habe nämlich auch schon auf dem Pannenstreifen der Autobahn nachgurten müssen, da mir Bienenstöcke vom Hänger zu rutschen drohten. Seither lege ich lieber einen Gurt mehr als zu wenig an.
Wir haben einen großen Tandemachser, der eigentlich recht ruhig läuft und auf dem die Bienen sicher stehen. Einachsige Anhänger wippen bei Bodenunebenheiten mehr und können die Bienen mächtig durchrütteln. Damit habe ich auch schon unliebsame Erfahrungen sammeln müssen.
Aufstellung am Rapsfeld
Wir nutzen überwiegend Wanderständer, die z.T. noch aus DDR-Zeiten stammen und die ich nach der Wende von meinem Cousin geschenkt bekam, der dort als Berufsimker tätig war (vgl. "über uns"). So lassen sich die Bienen am Zielort relativ schnell vernünftig ausrichten, ohne dass die Kisten im feuchten Boden oder in hohem Gras versinken. Da an der Küste meist heftiger Wind aus Nord-Westen weht, haben wir in Absprache mit dem Landwirt die Völker an der Ostseite des Rapsfeldes aufgestellt, so dass die beladenen Bienen quasi mit Rückenwind heimfliegen können. Die Fluglöcher haben wir versucht, von Osten bis Süden auszurichten und die Völker dabei auf engem Platz so unterzukriegen, dass man sie auch von hinten noch bearbeiten kann. Wenn sie nicht alle in Reihe stehen, sondern etwas strukturierter aufgestellt werden, verfliegen sich die Bienen auch nicht so sehr und die Leistungseinschätzung des Einzelvolkes bleibt realistischer, was für die Nachzuchtauswahl bedeutsam sein kann.
Die Flugbretter sind schnell wieder heruntergeklappt und die Flugschlitze damit frei. Außerdem schieben wir wieder die Bodeneinlagen ein, damit es von unten nicht in die Völker zieht.
Der Raps ist gerade am Aufblühen. Da wir aber jetzt für einige Tage in den Osterurlaub fahren, wäre ein späteres Aufstellen nicht möglich gewesen. Es ist als Berufstätiger auch nicht immer einfach, den richtigen Zeitpunkt für die Wanderung abzuschätzen, da das i.d.R. nur wochenends geht. Da kann man sich schon einmal ärgern, dass die Bienen am Feld noch kaum etwas vorfinden oder aber, dass schon vier bis fünf Tage wieder ungenutzt verstrichen, in denen das Feld blühte. Da muss man das Wetter und die Pflanzen genau beobachten, was aus der Ferne nicht einfach ist.
Wir warten am Aufstellungsort noch, während sich die Bienen einfliegen und beobachten, ob alles in Ordnung ist. Die ersten Honigräume werden bei diesen frei aufgestellten Völkern aufgrund der kühlen Witterung und des Entwicklungsstandes der Völker frühestens in einer Woche aufgesetzt. Bis dahin dient das eifrige Sammeln noch der Entwicklung der Völker. Raps ist auch ein guter Pollenlieferant und die Brutnester entwickeln sich i.d.R. prächtig. Von daher nehmen wir gerne auch schwache Völker und Ableger mit in den Raps, zumal wir genügend Platz auf dem Anhänger haben.
Im heimischen Bienenhaus haben wir bereits auf einem starken Volk einen Honigraum aufsetzen können. Bei den meisten Völkern warten wir aber lieber. Ungeduld zahlt sich nicht aus und kann die Völker in der Entwicklung eher zurückwerfen, da die Wärme nach oben in den Honigraum zieht.
vSa