Rähmchenvielfalt: Die richtigen Rähmchen bestellen!
Die Holzrähmchen wird heute wohl keiner mehr selbst herstellen, weil es sie fertig gedrahtet für unter 1 € im Handel gibt, wenn man sie in entsprechender Stückzahl bestellt. (Man kann sich sonst auch an einer Sammelbestellung über die Schulimkerei oder den Verein beteiligen.) Wir wählen die Hoffmann-Ausführung, bei der man sich die Abstandsstifte spart, weil die Seitenleisten oben entsprechend breit sind. Die Waben haben so automatisch den richtigen Abstand zueinander, wenn man die Rähmchen fest aneinander schiebt.
Die Hoffmann-Rähmchen sind bei der heutigen Magazinimkerei ideal: Sie lassen sich nach oben gut herausziehen, ohne zu hakeln und nach wenigen Tagen haben die Bienen die zugehängten Rähmchen an den Hoffmann-Seitenteilen gut verkittet, so dass man die Kästen transportieren kann, ohne dass die Rähmchen beim Transport wackeln und schlagen.
Wir bestellen aber nicht(!) die teuren "modifizierten" Rähmchen, deren Oberträger-Leiste deutlich dicker ist. Beim zweizargigen Brutraum, wie wir ihn verwenden, würde die dicke Oberleiste die Bienen m.E. nur stören: Sie soll ja das Überbauen verhindern, weil die Bienen eine so breite Holzleiste als Wabenende akzeptieren. Unsere klassischen 8mm-Leisten stellen hingegen keine Barriere dar, so dass die übereinander hängenden Waben beider Brutraumzargen jeweils nahezu eine Einheit bilden. Insofern verwenden wir auch in allen Zargen die gleichen Rähmchenmaße und haben nicht extra hohe Brutraumwaben oder Brutraumzargen.
Drahtung: hochkant oder quer?
Im Rähmchen wird zur Befestigung der Wachs-Mittelwand ein Draht hin und her gespannt. Bei der Rähmchenbestellung gibt es nun Rähmchen die hochkant gedrahtet sind und welche, deren Drähte quer verlaufen. Wir nehmen nur noch die quer gedrahteten: Die kurzen Seitenteile sind deutlich stabiler und geben beim Nachspannen des Drahtes nicht so leicht nach, wenn man das Rähmchen wiederverwenden will. Bei hochkant gedrahteten Rähmchen biegen sich bisweilen die Leisten so stark durch, dass man die Mittelwand bogenförmig zuschneiden muss, um sie noch ins Rähmchen zu bekommen. Solche habe ich daher bald wieder aussortiert. Außerdem müssen sich die Oberträger mit dem Stockmeißel abkratzen lassen, um die Wachsbrücken zu entfernen, wobei der Draht leicht reißt, wenn er bei hochkant gedrahteten Rähmchen dort entlang geführt wird. Manche Rähmchen haben dann dort extra eine Rille, in der der Draht entlangläuft, die sich dann mit Wachs zusetzt: Alles unbefriedigend! Meine Empfehlung geht daher klar zu quer gedrahteten Rähmchen!
Sinn oder Unsinn: Verwirrende Vielfalt der Rähmchenmaße
Bei der Rähmchenbestellung müsst ihr unbedingt auf die richtigen Maße achten, da es eine Vielzahl an Maßen gibt. In der Schulimkerei und Zuhause imkern wir im Deutsch-Normal-Maß (DNM), das auch für Kinder noch handhabbar ist. In Großimkereien, in denen die Zargen und Waben mit Geräten transportiert oder bearbeitet werden, werden aus kommerziellen Gründen oft größere Wabenmaße und oft auch größere Zargen bevorzugt. (In unsere Holz-Zargen passen 9 DNM-Rähmchen). Bei den heutigen Großvölkern gehen auch viele Hobbyimker auf Zander oder Langstroth über, wenn sie denn die großen Waben durch Massentrachten auch gefüllt bekommen. Wenn nicht, behilft man sich dort mit halbhohen Rähmchen im Honigraum. Früher waren bei den noch kleineren Völkern auch kleinere Wabenmaße noch verbreitet und ich selbst habe als Kind auf "Freudenstein" gelernt (vgl. "über uns").
Alle möglichen Rähmchenmaße kann man auch heute noch bestellen und letztlich muss jede und jeder den passenden Kompromiss für die eigene Bedürfnislage suchen und sich dauerhaft festlegen, da ein späterer Wechsel (wenn der Rücken nicht mehr mitmacht) auch die bisherigen Zargen, die Mittelwandgießform usw. unbrauchbar macht. Ich würde aus der Frage um die Rähmchengröße aber keine Glaubensfrage machen wollen: Schon Ferdinand Gerstung, der große Bienenkundler, nach dem selbst wieder Rähmchen benannt sind, hat in seinem 1890 veröffentlichten Werk "Das Grundgesetz der Brut und Volksentwicklung der Bienen" plausibel deutlich gemacht, dass es nicht die Standardlösung für alle geben muss und spricht sogar dem Stabilbau, wie er in der rähmchenlosen Korbimkerei betrieben wird, seine Berechtigung zu. Das wird es heute aber nur noch aus Liebhaberei geben, da spätestens mit der Einführung der Honigschleuder sich der Mobilbau durchgesetzt hat, womit gemeint ist, dass die Waben beweglich (mobil) durch die Einfassung in einem Holzrahmen sind.
Die Erfindung des Rähmchens geht übrigens auf Baron von Berlepsch (1815-1877) zurück, der damit die Technik von Pfarrer Dzierzon (1811-1906) weiterentwickelte, welcher bereits an Holzstäben die Waben von den Bienen bauen ließ, indem er dort an die Unterseite Leitwachs fügte. Seit der Erfindung des Rähmchens gibt man den Bienen vor, dass sie die Wabe in der Mitte des Rähmchens bauen sollen. Hierzu dient besagte Mittelwand, die aus Bienenwachs gegossen (oder industriell gewalzt) wird. Wer die Mittelwände nicht selbst gießt (vgl. Artikel vom 5.01.2019), muss also auch hier beim Kauf auf das richtige Maß achten!
Elektrisches Einlöten
Der im Rähmchen befindliche Draht wird elektrisch erhitzt. Dafür gibt es spezielle Einlöt-Trafos. Im Bild seht ihr mein erstes Modell, von dem ich mich noch nicht trennen konnte, das aus Sicherheitsgründen aber heute nicht mehr verwendet wird. Später diente mir ein Trafo der elektrischen Modell-Eisenbahn, der aber leider geklaut wurde. Nun nutzen wir ein erstklassiges Gerät, das mein Schwiegervater (Elektrotechniker) selbst gebaut hat (unten im Bild). Manche nutzen auch einfach ein Auto-Batterieladegerät oder sogar ausgediente Laptop-Ladegeräte usw. In der Schulimkerei dürfen wir aber nur geprüfte und eigens zugelassene Geräte verwenden! Je länger der Draht ist (vgl. Rähmchenmaße), desto stärker muss der Strom sein, damit das Erhitzen nicht zu lange dauert. Die Rähmchen sind heute meist vierfach mit dickerem Edelstahldraht gedrahtet, so dass der Transformator schon eine gewisse Stromstärke aufweisen muss, damit man den gesamten Draht in ein bis zwei Sekunden heiß und die aufliegende Mittelwand eingelötet hat (siehe Bild oben). Sonst bleibt einem nur übrig, jede Drahtbahn einzeln zu erwärmen und sich lange an einer Mittelwand abzuspielen.
Üblicher Weise halten wir die Strompole einfach an die Nägel, welche die Drahtenden im Holz befestigen: Hier kriegen wir gut Kontakt und können den gesamten Draht erhitzen. Sollte durch ungleichmäßige Drahtspannung oder eine nicht glatt aufliegende Mittelwand der gesamte Draht nicht gleichzeitig überall ins Wachs eintauchen, so ist das nicht schlimm: Man kann die einzelnen Drahtbahnen auch einzeln erhitzen, was dann wegen des kürzeren Weges aber sehr schnell geht. Man muss aufpassen, dass die Mittelwand nicht durchflutscht. Perfekt muss das Ergebnis ohnehin nicht sein und man darf den Draht ruhig noch auf dem Wachs liegen sehen: Die Bienen bauen die Waben noch fertig ein. Eine so im Draht befestigte Wabe kann später auch unbeschadet in der Schleuder gedreht werden.
Mittelwände vorwärmen!
Damit die Mittelwände nicht brechen und sie sich später im warmen Bienenstock nicht verwerfen, werden sie auf dem Heizkörper vorgewärmt: Sie müssen dabei schön plan in einem Karton liegen, damit sie anschließend auch flach auf dem gespannten Draht gleichmäßig aufliegen.
Mittelwand nicht unten anstoßen lassen!
Früher war es üblich, die Rähmchen hochkannt zu drahten (s.o.), weswegen man die Mittelwand so einlötete, dass sie auf dem Unterträger aufstand, da sie beim Erwärmen im Stock ohnehin gerne rutschte. So wird es auch noch in älteren Bienenbüchern empfohlen. Auch diesen Nachteil haben wir bei quer gedrahteten Rähmchen (s.o.) nicht mehr. Die Bienen erhitzen beim Bau das Wachs und die Mittelwand muss sich dehnen: Daher sollte zumindest zu den Seiten und nach unten etwas Luft sein, damit sich die Mittelwand nicht verwirft. Man hat sonst einen schlecht brauchbaren "Wellenbau" im Rähmchen. Die Bienen lassen unten ohnehin gerne frei, damit die Wabe schwingen kann: Nur so funktioniert der Bienentanz und die Verständigung im Bienenvolk. Die natürlichen Waben werden auch normaler Weise von den Bienen hängend (von oben nach unten) gebaut und nur in Ausnahmen umgekehrt. Noch immer gibt es Imker, die gegen den natürlichen Willen der Bienen die Mittelwand unten anstoßen lassen, um die Bienen zu überlisten: Nach oben bauen die Bienen nämlich zu, während sie unten aber umständlich wieder Löcher in die Mittelwand knabbern müssen. Man erhofft sich durch diesen "Trick" besser ausgebaute Waben und weniger Drohnenecken am unteren Rand. Wir folgen lieber der Natur und lassen unten einige Millimeter Luft, während die Mittelwand oben ruhig anstoßen darf. Sollte sich ein wiederverwendetes Rähmchen im Dampfwachsschmelzer so verzogen haben, dass die Mittelwand nicht mehr hineinpasst, was durchaus vorkommen kann, dann muss man sie mit einem Messerchen entsprechend einkürzen, dass sie zumindest unten und seitlich nicht mehr anstößt!
Wohnzimmerarbeit
Die beschriebene Tätigkeit des Mittelwände-Einlötens wird im warmen Wohnzimmer durchgeführt! Es soll mindestens Zimmertemperatur herrschen, damit die Mittelwände sich später nicht werfen. Im Sommer kann man die Aktion natürlich auch im Schuppen oder Bienenhaus ausführen. Aber typischer Weise werden diese Arbeiten zum Ende des Winters hin ausgeführt, damit im Frühjahr genügend Mittelwände eingelötet sind: Pro Volk benötigen wir bis zu zwei Zargen (18 Rähmchen) in unserem Vermehrungsbetrieb. Die Kinder machen diese Tätigkeit sehr gerne: Es fasziniert, wie die Mittelwand ins Rähmchen gleitet und man muss hoch konzentriert im richtigen Moment wieder den Kontakt öffnen, während ein Wohlgeruch von Wachs die Sinne betört.
vSa