Nur reinstes Wachs verwenden!
Für die Mittelwandherstellung kann man nur reines, vorgeklärtes Wachs verwenden (siehe vorangegangenen Beitrag "Wachsverarbeitung, Wachsklärung" vom 04.01.19). Auch der Topf muss gut sauber sein und darf keine Krümel von der Wachsklärung mehr enthalten. Daher heizen wir ihn noch einmal mit Wasser auf, kippen das heiße Wasser aus und reiben den noch heißen Topf gleich mit einem saugfähigen Papiertuch von der Küchenrolle gründlich sauber.
Induktionskochplatte auf 80°C stellen!
Für den Schmelzprozess dient uns wieder eine einfache Induktionskochplatte, wie man sie für gut 20€ erwerben kann. Wir stellen sie auf die kleinste vorwählbare Temperaturstufe: Das sind bei uns 80°C, ansonsten würden bereits 70°C reichen. In den Topf geben wir nun ausschließlich Wachs ohne Wasser! Die Induktionskochplatte hält schön die Temperatur und wir haben schon bald einen vollen Wachstopf mit verflüssigtem Wachs. Während das Wachs schmilzt, aber auch parallel zum Mittelwände gießen, stellen wir mit Hilfe eines Formholzes Wachsnäpfchen für die Königinnenaufzucht her (vgl. Beitrag "Ein Bett für die Königin" in der Rubrik "Königinnenzucht" vom 26.05.18). Das Formholz wurde hierzu vorweg mit einem Stein beschwert gut gewässert!
Die Gießform
Als Gießform für die Mittelwände dient uns eine luftgekühlte Aluminium-Apparatur mit Silikonmatrize. Wir haben das Gerät günstig gebraucht gekauft und es handelt sich um Marke Eigenbau.
Der Gießvorgang
Alle Teile, die mit Wachs in Berührung kommen, also auch die Seitenteile aus Aluminium, müssen jedes Mal neu sorgfältig mit einem Trennmittel besprüht werden. Wir verwenden hierzu reinen Brennspiritus, da er rückstandsfrei verdunstet. Alle billigeren Mittel, die sonst so empfohlen werden, sind uns unheimlich: Da wird zum Teil mit Geschirrspülmittel hantiert oder mit verdünntem Honigwasser. Das letzte hinterlässt zwar keine Rückstände im Wachs, dafür aber evtl. Schimmelflecke auf demselben. Mit Brennspiritus arbeiten wir jedenfalls seit Jahren recht gut, auch wenn es etwas teuer ist. Mit einem Aluminiumbecher mit Henkel wird nun Wachs aus dem Topf geschöpft, in die Gießform gegossen und selbige dann geschlossen. Überschüssiges Wachs läuft vorne heraus und wird von einem bereitstehenden Wasserbehälter (länglicher Blumentopf) aufgefangen.
Während die Mittelwand geformt wird und abkühlt, kann man schon die vorherige auf einer Glasplatte zurechtschneiden, da beim Produktionsprozess Ränder stehen bleiben. Vor dem Öffnen des Deckels werden die Ränder ringsherum zunächst mit einer Druckluftpistole abgefahren, damit sich das Wachs löst und durch den kalten Luftstrom auch vollends abkühlt. Genauso wird nach dem Öffnen der Form auch die Mittelwand einfach aus der Form geblasen: Sie hebt sich durch die Druckluft an und kann einfach entnommen werden.
Nur ca. 15 Mittelwände in der Stunde!
Das Ganze ist ein gemütlicher und beschaulicher Prozess bei nettem Wachsduft: Etwa alle vier Minuten hebe ich eine neue Mittelwand aus der Form, wenn ich alleine arbeite. Dann wird wieder mit Alkohol (Brennspiritus) die Form eingesprüht, Wachs eingegossen, Deckel geschlossen, die vorherige Mittelwand zurecht geschnitten, die abgeschnittenen Ränder zurück in den Schmelztopf gegeben...
Wenn man abgelenkt ist und nicht aufpasst, geht auch einmal etwas schief: Wenn man die Form nicht ordentlich mit Brennspiritus besprüht hat, lässt sich die Mittelwand nur schwer lösen und zerbricht. Dass kann aber auch passieren, wenn man vor dem Öffnen nicht richtig mit der Druckluft die Ränder abfährt. So sind mir zwei von 15 Mittelwänden in der ersten Stunde gerissen.
Gegossene Mittelwände sind schwerer als gewalzte!
Unsere selbst gegossenen Mittelwände (DNM) sind mit durchschnittlich 74g recht schwer, so dass man nur 13 bis 14 Mittelwände pro kg erhält. Wenn man dann noch einen imaginären Stundenlohn zugrunde legt, lohnt sich der ganze Aufwand ökonomisch gesehen wahrlich nicht.
Gründe für einen eigenen Wachskreislauf
Das Wachs hat ein "Umweltgedächnis", wie man sagt: Es reichert sich mit Schadstoffen an, mit denen es in Berührung kommt. Da Bienenwachs heute global aufgekauft und verarbeitet wird, landen selbst bei uns nicht zugelassene Schadstoffe im Wachs. Aber auch in Europa hantieren allzu viel Imker recht sorglos mit Medikamenten an ihren Bienenvölkern In den letzten Jahren wurden zudem Wachspanschereien bekannt, bei denen das Bienenwachs mit Paraffinen gestreckt wurde. Letztlich wird der Honig, den wir ernten, zuvor von den Bienen im Wachs gelagert. Das sollte eigentlich Grund genug sein, das eigene Wachs umzuarbeiten!
Wachs statt Plastik
Abschließend möchte ich hier noch einmal einen Appell für den Naturstoff Bienenwachs loswerden. Es soll ja noch oder wieder Imkereien geben, die sogar mit Kunststoffwaben hantieren. Fast alle Züchter, die ich kenne, arbeiten heute aber zumindest mit Weiselnäpfchen aus Plastik. Ich bin seit über 30 Jahren immer beim Wachs geblieben und habe nur gute Erfahrungen gemacht! Die Näpfchen sind bei solchen Wachsarbeiten parallel schnell gegossen, wenn man ein Kind anstellt. Heute hatte ich mich allerdings schlecht mit meiner Frau abgesprochen und so wollte ich unseren Joel nicht vom Kuchenbacken abwerben. Später wurde er richtig traurig, als er hörte, dass ich schon ein paar Weiselnäpfchen gegossen hatte (siehe Bild): Das wollte er doch. Aber nächstes Wochenende geht es weiter und dann darf er noch genügend gießen! So wachsen unsere Königinnen im natürlichen Bett auf!
vSa