Honig schonend verflüssigen!
Das Problem ist allen bekannt: Viele Kunden wünschen den Honig wieder flüssig. Das kann man zu Hause mit einem Glas am einfachsten im Wasserbad erreichen, wobei das Wasser aber maximal bis auf 40°C erwärmt werden darf, um den Honig nicht zu schädigen. Sonst hätte man gleich billigen Backhonig kaufen können. Man muss also ein Badethermometer ins Wasser absenken und tatsächlich das Wasser nur auf 35° bis 40° C erwärmen und etwas Geduld aufbringen, wobei ggf. das Glas auch zwischenzeitlich entnommen und der Honig schon einmal umgerührt werden kann, um den Prozess zu beschleunigen und die Klumpen gleichmäßiger zu erweichen.
Leider löst sich bei dieser Prozedur das Etikett an. Oft reicht es daher auch, zu harten Honig zwischenzeitlich auf den Heizkörper zu stellen, um ihn etwas zu erweichen. Grundsätzlich soll Honig aber dunkel und kühl bis zum Verbrauch stehen, um ihn nicht zu schädigen und die wertvollen Inhaltsstoffe zu erhalten, so dass dies nur eine Lösung für das aktuelle Verbrauchsglas ist: Wenn Honig nämlich nicht über 40° C erhitzt wird, verfestigt er sich auch wieder.
Keinesfalls soll Honig in der Mikrowelle oder im Backofen erwärmt werden! Auch im Backofen lässt sich eine so konstant niedrige Temperatur nämlich nicht einregeln und der Honig wäre dauerhaft geschädigt und zum Backhonig abqualifiziert. Deshalb soll auch der Löffel Honig erst dann in den Tee gerührt werden, wenn dieser auf Trinktemperatur abgekühlt ist und nicht schon kurz nach dem Aufbrühen.
Besser ist es, sich an kandierten natürlichen Honig zu gewöhnen und ihn z.B. mit einem Messer durch schnelle schabende Bewegungen (wie bei harter Kühlschrankbutter) aus dem Glas zu kratzen. Der Imker hat auch nichts dagegen, wenn der Honig in dickeren Stücken auf das Brötchen gelegt wird. Wir verbrauchen selbst in unserer Familie sehr viel Honig und verflüssigen diesen nicht!
Kandierungsprozess bereits in der Imkerei wieder umkehren
Naturbelassener Honig wird früher oder später fest, wobei der Kristallisationsprozess durch Rühren beeinflusst werden kann, so dass der Honig cremig auskandiert. Honig, der von Natur aus viel Glukose (Traubenzucker) enthält, kandiert früher (z.B. Rapshonig), während z.B. Lindenhonig aufgrund eines vergleichsweise hohen Fruktosegehalts (Fruchtzucker) länger flüssig bleibt und auch gerne flüssig abgefüllt und verkauft wird.
Idealer Weise bringen wir unseren Honig so direkt in die Gläser und verkaufen oder verbrauchen ihn. Doch wird auch im Winter Honig nachgefragt und wir lagern größere Honigmengen erst einmal in gut verschlossenen 40kg-Hobbocks. Zum Abfüllen muss auch dieser Honig wieder erweicht und gerührt werden. Dies kann prinzipiell zwar auch, wie oben beschrieben, im Wasserbad geschehen, doch wäre das etwas umständlich, solche Behälter ins Wasser zu hieven und anschließend wieder abzutrocknen. Auch könnte man so keine fertig etikettierten Gläser in der Imkerei "auftauen", da im Wasserbad die Etiketten angelöst werden. Statt eines teuren Wärmeschranks oder eines umgebauten Kühlschranks, wie ihn viele Hobby-Imkereien nutzen, verwenden wir lieber das, was ohnehin in der Imkerei vorhanden ist und keinen zusätzlichen Platz wegnimmt: Alte Segeberger Kunststoffzargen mit Deckel, die zu einem Turm gestapelt werden.
Einfache Lösung: Der Zargenturm
In die unterste Zarge legen wir einen alten Heizlüfter, dessen Schwenkfuß abgebrochen ist, sonst aber noch gut funktioniert. Moderne Heizlüfter funktionieren aber nur stehend, da sie aus Sicherheitsgründen eine Ausschaltfunktion beim Umkippen haben. Besorgt euch also einen möglichst kleinen oder ihr braucht unten gleich zwei Zargen zur Unterbringung des Lüfters. Viel Heizleistung braucht das Gerät nicht, um den kleinen Innenraum des Zargenturms auf 35° bis 40° C zu erwärmen, aber es sollte eine exakte Temperaturregelung mittels Thermostat besitzen! Solche Geräte sind recht günstig zu erwerben, alles andere ist in der Imkerei bereits vorhanden!
Das Kabel des Heizlüfters wird einfach unter dem Zargenturm herausgeführt. Das Honigfass steht dann auf einem Holzgestell über dem Heizlüfter und wird von zwei weiteren Zargen samt Deckel ummantelt. Direkt auf dem Fass haben wir aber zur Sicherheit und zusätzlichen Kontrolle noch ein Thermometer liegen. Man könnte dies auch mit einem Thermometer mit Innenfühler und Außenanzeige machen, wichtig ist nur, dass man die Funktion des Heizlüfters anfangs engmaschig kontrolliert, um nicht versehentlich die Temperatur auf über 40° C zu bringen. Tastet euch also lieber vorsichtig beim ersten Mal an die richtige Temperatur heran, da die Heizlüfter je nach Modell etwas unterschiedliche Temperaturkorridore haben, in denen sie an- und abschalten. So kann es bspw. sein, dass der Heizlüfter angeht, wenn die Temperatur auf 35° C abfällt, sich aber erst wieder bei 39° C ausschaltet.
Was zu beachten ist
Am wichtigsten ist die Temperaturkontrolle! Damit der Honig als unerhitzt gilt, darf er nur kurzzeitig bis max. 40° C erwärmt werden. Nach zwei bis drei Tagen ist auch der Honig im großen Fass (je nach Härtegrad und voriger Ausgangstemperatur) soweit verflüssigt, dass er gerührt werden kann. Gläser brauchen deutlich kürzer!
Da Wärme nach oben steigt, gehört der Heizlüfter nach unten! Dadurch kann auch leichter das Faß gewechselt werden: Am besten entnimmt man die oberen Zargen und hebt dann das Fass zur Seite weg. Das geht am einfachsten. Die Temperatur wird oben unterm Deckel (wärmste Stelle) kontrolliert!
Der Heizlüfter muss frei die Luft anziehen und auch wieder abgeben können, so dass man ihn diagonal mit Abstand zur Zargenwand platzieren sollte. Es muss ein kleiner, schwacher Heizlüfter sein, der für kleinste Räume geeignet ist (Bedienungsanleitung beachten!) und dessen Thermostat sich gut regeln lässt. Aus Sicherheitsgründen sollte im jeweiligen Raum, in dem der Zargenturm steht, auch ein Rauchmelder vorhanden sein.
Anders als bei der Honiggewinnung oder Honigabfüllung wird hier nur mit dem gut geschlossenen Fass hantiert, so dass keine übertriebenen Hygieneauflagen erfüllt werden müssen. Es dürfen auch gerne alte Zargen herhalten. Da viele Zargen im Winter zur Wabenlagerung benötigt werden, ist die Auswahl nicht unbedingt groß. Bevor das Fass im Schleuderraum geöffnet und gerührt wird, muss es natürlich außen mit einem feuchten Tuch gut entstaubt und gereinigt werden.
vSa