Es ist, wie so vieles in der Imkerei, letztlich eine Glaubensfrage, ob der Bodenschieber, der das Lüftungsgitter im Boden verschließt und zugleich als "Windel" dient, eingeschoben bleiben soll oder doch lieber entnommen wird. Heute wird häufig propagiert, ihn nur während der Varroadiagnose einzuschieben und ihn ansonsten wegzulassen. Auf dem Bild seht ihr den leicht herausgezogenen Bodenschieber und ganz links auf der "Windel" Gekrümel des darüber sitzenden Ablegers.
Wir lassen den Bodenschieber dennoch nach Möglichkeit drin!
Unsere Gründe:
- Vorbild Natur: In der Natur bevorzugen die Bienen auch geschlossene Höhlen mit nur einem kleinen, etwa 12cm² großen Ausgang. Der offene Boden ist eine Erfindung des Menschen für den Transport der Bienen, die dann durch das Gitter Luft kriegen. Außerdem hielt der Gitterboden bei der Varroabehandlung Einzug, um den Abfall der Milben zählen zu können: Dafür muss aber der Bodenschieber eingeschoben sein!
- Durch das offene Gitter fällt viel zu Boden (Wachskrümel, Pollen usw., was unnötig Räuber und vor allem Ameisen anlockt). Den Bodenschieber bzw. die "Windel" entleeren wir lieber etwas entfernt von den Stöcken.
- Die Bienen verteidigen auch nur ihren "richtigen" Eingang, das Flugloch. Fehlende Bodenschieber eröffnen den Ameisen Schleichwege in den Bienenstock, die von Bienen nicht kontrolliert werden.
- Achtet einmal darauf, wie viele Bienen von innen schwungvoll gegen das Gitter fliegen, weil sie sich einfach nach dem Licht orientieren: Ähnlich wie an einer Glasscheibe "verfangen" sich viele Bienen vor dem Gitter, bevor sie den richtigen Ausgang finden. Zumindest bei bodenfern aufgebockten Beuten ist das der Fall, wie ich selbst beobachtet habe. (Wenn die Beuten direkt auf dem Boden stehen, mag das besser sein. Das wird aber aus anderen Gründen nicht empfohlen!)
- Nicht eingeflogene Bienen verfehlen auch gerne den Eingang und suchen vergeblich von unten am Gitter Einlass ins Volk zu erhalten: Das kann bei der Honigernte und dem Abfegen der Waben geschehen, wenn Jungbienen neben die Kiste geraten oder auch bei der Auflösung oder Umstellung von Völkern, wenn gezielt das Einbetteln der Bienen ins Nachbarvolk erwünscht ist (etwa bei drohnenbrütigen Völkern, die in einiger Entfernung vom Stand abgefegt werden).
- Der Bodenschieber bzw. die "Windel" bietet uns ganzjährig eine gute Volksdiagnose: Auf welcher Seite und auf wie vielen Waben sitzt der Ableger? Wie viele Varroa-Milben fallen in einer Woche bzw. umgerechnet auf den Tag? Finde ich Pollenkrümel und Zelldeckelchen geschlüpfter Brut? Finde ich Hinweise auf Räuberei durch geschrotetes Wachs? Solche und viele andere Details ersparen mir oft, das Volk öffnen zu müssen. - Mit ein wenig Übung ist so ein Einschiebebrett eine tolle "Landkarte" bzw. ein Verlaufsprotokoll zum Bienenvolk.
- Belüftung: Das Hauptargument der Befürworter offener Böden ist, dass das Volk besser belüftet werde und der Honig besser trockne. Das Argument kann aber sicher nicht bei jeder Wetterlage, jeder Tages- und Nachtzeit sowie für jede Region zählen! Bei uns in Ostfriesland haben wir überwiegend von Natur aus und wegen der nahen Nordsee eine sehr hohe Luftfeuchtigkeit: Alles setzt Moos an. Man hat fast den Eindruck, dass einem Moos auf der Schulter wächst, wenn man zu lange auf der Terrasse sitzt. Da überlasse ich dem Bienenvolk lieber die Klimatisierung des Volkes selbst über das Flugloch: Viele Ventilierbienen fächeln die Luft und lenken die Luftströme, wie und wann sie es wollen. Da wirkt ein ständig offener Boden, durch den auch der Nebel einzieht, sicherlich nur störend!
- Wind und Sturm: Gerade im Herbst und Winter, aber auch im Frühjahr haben wir hier oft heftige Stürme. Ein echter Ostfriese nutzt z.B. auch keine Regenschirme, da diese nur wegfliegen und umknicken würden. Bei solchen Windböen, die unter den hochstehenden Völkern herwehen, braucht man sich nicht zu wundern, wenn die Bienen die untere Zarge und die dortigen Waben eher meiden. Bei geschlossenem Boden wird die Wintertraube weniger gestört, zehrt ruhiger und das Volk entwickelt sich im Frühjahr schneller, bin ich überzeugt.
- Kalkbrutgefahr: Nach eigenen Beobachtungen steigt die Gefahr der Kalkbrut bei offenen Böden. Nicht umsonst sagt das alte Sprichwort in der Imkerei "Kalkbrut gleich Kaltbrut".
In einem Schulprojekt wollen wir hierzu nähere vergleichende Untersuchungen anstellen, ob der Honig tatsächlich bei offenen Böden einen höheren Trocknungsgrad erreicht. Hierzu müssen natürlich absolut vergleichbare Vorbedingungen (Volksstärke, gleicher Standort, gleicher Beutentyp usw.) vorherrschen. Außerdem müssen die jeweils äußeren Bedingungen (Wetterdaten und vor allem Luftfeuchtigkeit) über einen längeren Vergleichszeitraum notiert werden. Wenn die Ergebnisse vorliegen werden, lasse ich mich vielleicht eines Besseren belehren. Bis dahin bleiben die Böden erst einmal zu!
vSa